Frei sein vom Ich – Uranustransit über die Sonne

Ein persönlicher Erlebnisbericht

Ich will nicht mehr „ich“ sein. Ich will es einfach nicht mehr. Nicht mehr dieses „ich“, das immer etwas will, glaubt, meint und denkt und sich damit selbst im Wege steht. Nicht mehr dieses „ich“, das so verstaubt und eingeengt in der Ecke steht, herumsitzt, sich und andere langweilt mit Nicht-Schöpfung und Nicht-Erneuerung. Ich will nicht mehr das „ich“ sein, das sich etwas wünscht, an etwas hängt, von etwas abhängig ist, und sich genau dadurch den Weg dorthin versperrt. Und wer aufmerksam liest, entdeckt, wie paradox es ist, wenn jemand „will“, dass er nicht mehr „will“. Das Wollen an sich ist schon „Ichhaftigkeit“. Doch schauen wir uns die Geschichtes von diesem „ich“ mal weiter an.

Der Wunsch nach Freiheit von mir selbst ist nicht mehr länger ein Wunsch. Es ist nicht mehr so, dass ich hoffe, dass etwas geschieht, das mich befreit. Es ist auch nicht mehr so, dass ich denke, ich müsste etwas tun, damit ich mal befreit sein werde. Es ist eine Entscheidung zum Freisein. Jetzt. Es ist ein bewusstes Mich-Abwenden von dem alten „ich“, von Glaubenssätzen und verstaubten Mustern und Formen, in die ich mich gepresst habe. Es ist ein bewusstes Mich-Befreien.

Es geschieht, indem ich jeden Moment nutze, um etwas Neues zu sein. Es kommt ein „alter Gedanke“, den ich schon kenne, wie etwa „Oh, das ist anstrengend.“ Und in dem Moment, wo der Gedanke aus dem Nichts aufsteigt und ich fühlen kann, wie er mich beschäftigt halten möchte, entscheide ich mich bewusst dazu, ihn nicht anzunehmen. Der Gedanke sinkt wieder herab, um etwas später erneut aufzusteigen und sich in mir festsetzen zu wollen. Ich nehme ihn „aus dem Augenwinkel“ wahr und wende mich auch schon wieder ab. Ich richte meinen Blick auf etwas anderes. Der Gedanke verweilt einen Moment, „wabert“ irgendwo im Raum und fällt wieder herab ins Nichts. Ich bleibe frei.

Oder so: Es kommt eine alte Verhaltensweise in mir auf, die in mir und um mich herum für Leid sorgt, für Drama oder Stress. Eine Abwehr gegen etwas, das jemand sagt, zum Beispiel. Ich spüre, wie sich mein Körper verspannt, wie die Atmosphäre um mich herum sich verändert. „Es“ ist schon passiert, das „alte ich“ hat wieder zugeschlagen. Ich fühle mich gefangen. Ich fühle es, ich bemerke es. Und grabe mir meinen Weg nach außen, nach oben, ans Licht, in die Freiheit, mit den Methoden und Tools, die ich mir eben im Laufe der Zeit dafür angeeignet und erworben habe. Und ich denke nicht: „Zu spät, wieder reingefallen!“ Nein, ich denke: „Super, dass mir das jetzt aufgefallen ist!“

Wer ist denn dieses alte „ich“, das ich nicht mehr will? Ist es Sabine, die das Katzenklo saubermacht, einen Artikel schreibt, Unterricht vorbereitet, mehr oder weniger weise oder dumme Dinge sagt, Auto fährt, spazieren geht, Menschen besucht, isst… ? Nein, die ist es sicher nicht. Es ist eher eine „fiktive“ Sabine, die gar nicht existiert, außer in meinem Kopf. Die immer etwas denkt oder glaubt oder scheinbar will. So ein Konstrukt. Ein Konstrukt, das verdammt gut auf mein Horoskop passt. So gut, dass der Verdacht aufkommt, dass „ich“ das gar nicht wirklich bin, sondern nur glaube zu sein.

Noch bevor der Uranus-Transit auf meiner Sonne exakt war, bekam ich einen Brief von einem Astrologen oder einer Astrologin – ich erinnere mich nicht mehr genau. Ich weiß nur noch, dass er oder sie mir alles Gute wünschte für den bevorstehenden Transit. Und dass der Heilige Geist mich erleuchten möge. Ich hab mich damals irrsinnig über diesen Brief gefreut! Ich empfand ihn wie einen Segen, wie ein Zeichen von oben, das mir sagte, dass es so sein würde. Dass der Heilige Geist mich erleuchten würde. Ich fand es sehr schön, Uranus als den Heiligen Geist zu sehen. Und dann vergaß ich es wieder.

Jetzt, wo Uranus wirklich auf meiner Sonne steht, fällt es mir wieder ein. Denn um „Erleuchtung“, Erwachen und um Ich-Transzendierung scheint es wohl dabei zu gehen. Ich meine damit jetzt nicht, dass uns – wie bei Daniel Düsentrieb – ein Licht aufgeht und wir ein für allemal erleuchtet sind. Ja, das kann sicher passieren. Und es ist nicht meine Erfahrung, also nicht die von Sabine. Doch ich spüre, wie der Geist der Wahrheit, der Erleuchtung schenkt, sich auf mich senkt und in mein Leben eindringt. Und zwar in genau dem Maße wie ich es ihm erlaube. Ich kann ihn einladen oder ausladen. Je mehr ich an meinem „alten ich“ festhalte, in jeder Sekunde, umso mehr lade ich ihn aus. Je öfter ich mich dafür entscheide, die Freiheit zu wählen von meinen alten „Ichgedanken“, umso mehr lade ich ihn ein. Und irgendwie scheine ich gerade öfter die Freiheit zu wählen als die Gefangenschaft.

Vor vielen Jahren, um genau zu sein vor 23 Jahren, stand Uranus im Quadrat zu meiner Sonne. Schon damals litt ich unter meinem „ich“. Und schrieb folgendes Gedicht:

„Ego,
das bin ich.
Um mich dreht sich die Welt.
So denke ich.

ICH, ICH, ICH!
Wie fürchterlich!
Kann ich nicht mal jemand anders sein
als immer nur Ich?

Viele tausend Egos
tanzen viele tausend Tänze.
Tanzen, tollen, toben
um das Zentrum ihrer Welt.

Ach, was ein Gewirbel!
Eine Welt aus tausend Mittelpunkten
– kein Wunder, daß sie fällt.
Ich bin der Nabel der Welt.“

Und ich habe es weitere 23 Jahre ausgehalten mit diesem „ich“ und tue es scheinbar immer noch. Doch etwas in mir reinigt sich mehr und mehr von „mir“. Vor allem auf einer geistigen Ebene gibt es so eine Art „Staubwedel“, der mehr und mehr durch meinen Geist wedelt. Und es kommt mir so vor, als sei dieser Staubwedel ein kleines Stück von einem kosmischen „Staubwedel“, der in großem Maße putzt und reinigt. Ich bemerke, wie Menschen in unterschiedlichem Maß freier werden, wie große Bewusstseinswellen größere Menschengruppen ergreifen und wie ich Teil eines umfassenderen Prozesses bin.

Damals, als ich das Gedicht schrieb, hatte ich noch keine Worte wie „Erwachen“ in meinen Gedanken. Ich wusste nichts von einem Ichkonstrukt, als das ich vieles heute empfinde und erkenne. Ich fühlte mich einfach nur gefangen! Gefangen in einem Gewebe aus Gedanken, Gefühlen, aus Körper und Psyche. Ich wusste auch nicht, wie ich da rauskommen konnte. Ich wusste nur „Ich will da raus!“

Viele, viele Jahre später haben mich Menschen und Dinge gefunden, die mir halfen, über den Tellerrand meines „Schein-Ichs“ hinauszublicken. Ich erkannte, dass es da irgendwie einen Weg gibt. Ich merkte auch, dass sich etwas von mir schichtenweise von Ängsten und Gedankenkonstruktionen befreite. So gingen zum Beispiel Existenzängste den Weg alles Irdischen. Sie starben, als ich sie als Illusion durchschaute. Es fiel auch das Gefühl von „Pflicht“ mehr und mehr von mir ab. Ich spürte die Freiheit, das zu tun, was mir Freude macht – fast in jedem Moment.

Doch es gab auch vieles, das als Muster und Gedankenkonstrukt an „mir“ haften blieb. Und es gab Gefühle und Gedanken, die ständig wiederkehrten und mich quälten. Vieles veränderte sich durch Vipassana-Meditation, in der ich mehr und tiefer in Kontakt mit der Stille kam, mit der Unveränderlichkeit des Seins, mit dem Urgrund unseres Wesens. Vieles veränderte sich auch mit The Work of Byron Katie, dieser wundervollen Methode, meine Gedanken zu hinterfragen und „meine Geschichte über mich“, die mein Verstand sich ausgedacht hat, zu dekonstruieren.

Das alles geschah in diesem Raum und in dieser Zeit scheinbar und machte die Dichte von Raum und Zeit weniger dicht. Es half „mir“, mich mehr dem Sein zuzuwenden, mehr zu verweilen, mehr in Gott zu schwelgen, mehr in dem zu sein, was unveränderlich ist. Mir wurde immer klarer, was „ich“ nicht bin. Und ich erlebte immer öfter bewusste Momente des Seins in der Wahrheit, die ich immer war, doch die ich so oft nicht zu bemerken schien.

Und so erschien in meinen Gedichten das „ich“ nicht mehr so festgezurrt, nicht mehr so gefangen, nicht mehr so eingekerkert in seine Glaubenssätze und selbstgemauerten Grenzen.

Was ist das Leben
anderes als
Gottes Wort?
Ein Ja von Ihm
zu jeder Zeit,
an jedem Ort.

Was ist das Leben
anderes als
ein Gebet?
Geheiligte Bitten
von Kindern gewebt.

Was ist das Leben
anderes als
Gottes Traum?
Erwacht, verfliegt es
wie zartester Schaum.

Was ist das Leben
anderes als
Seine Liebe?
Wo alles verrauschte,
sie allein bliebe.

Was ist das Leben,
wenn du nicht mehr bist
und nur noch das Leben
und Gott in dir ist?

2.8.2014

Wer bin ich,
wenn ich nicht mehr denke?
Wer bin ich,
wenn ich mich nicht verrenke?

Wer bin ich,
wenn ich nichts mehr halte?
Wer bin ich,
wenn ich nichts mehr verwalte?

Wer bin ich,
wenn ich von allem befreit,
was mir das Gefühl von
Ichsein verleiht?

Wer bin ich,
wenn ich nicht entscheide,
ob ich mich freue
oder leide?

Wer bin ich,
wenn ich jeden Gedanken
hinterfrage, ohne Zögern,
ohne Wanken?

Wer bin ich,
wenn ich nicht mehr weiß,
ob ich es kalt mag
oder heiß.

Wer bin ich,
ohne jede Wehr
gegen gar nichts,
ob leicht, ob schwer?

Wer bin ich,
wenn „ich“ nicht mehr bin?

2.8.2014

Zu dieser Zeit überschritt Uranus meinen MC. Immer öfter wurde mir klar, dass ich mich nach einem „dauerhaften“ und „stabilen“ Zustand von „Ichfreiheit“ sehnte. Ich ertrug selbst kleinste „Ichgedanken“ nicht mehr gut. Sie taten mir sehr weh. Das verletzte „ich“, das beleidigte „ich“, das ärgerliche „ich“, das wütende „ich“ rief immer wieder nach meiner Aufmerksamkeit. Doch wenn ich sie ihm schenkte, verstrickte ich mich schnell wieder darin und gelangte erneut in „feste“ Zustände von „Ichhaftigkeit“.

Immer öfter hörte ich Menschen zu, die vom Erwachen sprachen. Da gab es Sätze, die mich zutiefst erschütterten und in wahre Schockzustände versetzten. Mein Verstand war es, der so schockiert war. Er war verwirrt, hin- und hergezogen, gequält und schrie teilweise laut auf. Dann musste ich ihm wieder eine Auszeit gönnen, die Gehörte oder Gelesene integrieren, verdauen, mich durchdringen lassen, es assimilieren. Das Ganze geschah in Wellen. Und ich hatte dabei immer das Gefühl, dass es eine Welle ist, die nicht nur „mich“ ergreift, sondern gleich viele von uns auf einmal. Also, eine Art kosmisches Geschehen, das nicht persönlich ist.

Im Moment gibt es in der „Geschichte von Sabine“ einen Punkt, wo ich mich mit nichts mehr beschäftige, was nicht auf das Erwachen hinweist, wodurch nicht Gott spricht, wo nicht Heilung im Fokus steht. Aus einer erwachten Sicht gibt es wohl gar nichts anderes. Für „Sabine“ aber sind gewisse Worte gerade hilfreicher als andere. Sind gewisse Menschen gerade hilfreicher als andere. Es scheint für mein „Ichkonstrukt“ dran zu sein, sich tief erschüttern und immer weiter abbauen zu lassen.

Seit kurzem hat mein Fokus von der „Ichhaftigkeit“ auf die „Ichlosigkeit“ gewechselt. Es war eine bewusste Entscheidung. So wie ich mich bei Stressgedanken dazu entschieden habe, The Work zu machen, entscheide ich mich jetzt, den Fokus meiner Aufmerksamkeit zu verschieben. Von dem „Sabine-Konstrukt“ auf das „Sein“, die „Stille“, den „Beobachter“, das „Leben“, das „Gewahrsein“, eben auf das, was sich mehr und mehr wie „Ich“ anfühlt. Mehr „Ich“ als „ich“. Ich nutze dabei alles, was mir hilft. Ich erinnere mich selbst, ich lasse mich erinnern. Da sind so viele Menschen und Seelen um mich herum, die mir helfen. Das Leben unterstützt mich voll und ganz in meinem Prozess. Es ist eine pure Freude!

Ich spüre gerade – jetzt in diesem Moment – kein „Sabine-ich“. Ja, Sabine schreibt und tippt, Sabine lacht und weint. Aber, was ich spüre, ist etwas anderes: eine vibrierende, überaus lebendige Kraft, die alles umfasst, auch Sabine. Ich befinde mich auf einer unglaublich tollen Entdeckungsreise zu mir selbst! Und in dem Selbst tauchen auch noch Methoden auf, wie die Astrologie, die mir dafür eine Referenz geben. Sozusagen ein Konstrukt, um das Konstrukt zu erklären. Nicht, dass man das bräuchte! Aber es macht irrsinnigen Spaß! Ich sehe die Bewegung des „Lebens“, also der Geschichte von Sabine. Und ich sehe die Bewegung der Planeten, die dazu passend tanzt. Und all das bin ich gar nicht! Oder besser gesagt: All das bin ich auch! Und noch sooo viel mehr. Ich freu mich auf meine weitere Reise…

Es gibt übrigens viele Menschen, denen ich zutiefst, zutiefst dankbar bin, weil sie mir helfen. Auf dieser Erde inkarniert und lange jenseits davon. Doch ganz aktuell, jetzt in diesem Moment, möchte ich mich bei ANSSI bedanken, dessen pdf-Buch

Spiritualität, Erleuchtung, Erwachen: Wie man die Essenz des Seins erkennt

ich gerade gelesen habe. Anssis Bücher Er hilft mir im Moment sehr.

Liebe Grüße an alle von
Sabine

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3 Kommentare

  1. Hey Sabine! Danke für diese spannenden Worte! Streckenweise habe ich mich darin so gut wiedergefunden, als hättest Du mich beschrieben. Habe gerade den Uranus Transit auf der Sonne und er nervt!!! Doch ich weiß, jetzt passieren gerade große Dinge, mein Wahres Ich kommt zum Vorschein, jetzt darf ich mir endlich die Erlaubnis geben, das zu tun und zu sein, was ich schon immer sein und tun wollte. Dabei brauche ich – im Gegensatz zu Dir – keine Ich-Losigkeit, sondern ich darf gerade endlich mein wahres Ich leben, das schon ewig hinter den Schleiern meines Verstandes eingesperrt war. Und das fühlt sich so gut an. Ich danke Dir! Durch Deine Worte konnte ich besser verstehen, warum manche Dinge im Moment nicht schnell kommen, sich nicht so schnell entwickeln, wie ich es gerne hätte. Jetzt kann ich mir die Erlaubnis für diese Langsamkeit geben. Danke dafür und alles Gute Dir! Herzlichst
    Christina

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